2. Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
2.1. Mund, Rachen, Speiseröhre
Chronischer Alkoholkonsum in Verbindung mit Mangelernährung kann zu Schleimhautschäden führen. Krebserkrankungen im Nasenrachenraum sind bei Alkoholkranken häufiger als in der übrigen Bevölkerung. Auch der Kehlkopfkrebs ist meist bei kombiniertem Alkohol- und Zigarettenkonsum zu finden.
Die Speiseröhrenentzündung, die sich v.a. durch Schwierigkeiten und
Schmerzen beim Schlucken bemerkbar macht, ist bei Alkoholkonsum oft
anzutreffen. Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin ist die Therapie der
Wahl.
Der Speiseröhrenkrebs wird durch Alkohol, heiße Getränke, Rauchen und
andere Gifte verursacht. Möglicherweise spielt unter anderem die Art
der Getränke eine Rolle. So ist afrikanisches Bier auf Maisbasis
offenbar eher mit Krebsentstehung vergesellschaftet. Die Symptome sind
leider uncharakteristisch und machen sich erst spät bemerkbar:
Schluckbeschwerden, Gewichtsverlust sowie Schmerzen hinter dem
Brustbein. Nur selten kann eine Operation Heilung bringen.
Ösophagusvarizen = Krampfadern der Speiseröhre sind eine Folge der
Leberzirrhose. Die wichtigste und bedrohlichste Komplikation stellt die
Blutung aus Ösophagusvarizen dar. Etwa 30% der Patienten sterben bei
ihrer ersten Blutung am Blutverlust. Je schlechter die Leberfunktion,
desto häufiger und desto schwerer ist meist die Blutung.
Anzeichen der Blutung sind Bluterbrechen und „Teerstuhl“, d. h. schwarz
verfärbter Stuhl.
Es handelt sich um eine Notfallsituation, die sofortiger intensivmedizinischer Behandlung bedarf.
Zu einer Blutung kann es auch beim sog. Mallory-Weiss-Syndrom kommen. Durch heftiges Erbrechen entstehen Schleimhautrisse am Übergangsbereich zwischen Speiseröhre und Magen.
2.2. Magenerkrankungen
Akute Magenschleimhautentzündung: Ein sehr häufiges Krankheitsbild, das durch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen, Druckgefühl im Oberbauch, Bauchschmerzen und einen unangenehmen Geschmack im Mund gekennzeichnet ist. Komplizierend kann es zu einer Magenblutung kommen. Unter Verzicht auf die verursachenden Substanzen kommt es in der Regel zur Abheilung. Die Gabe von Medikamenten ist nicht nötig.
2.3. Bauchspeicheldrüsenentzündung
Die Bauchspeicheldrüse hat eine wichtige Verdauungsfunktion. Ausserdem bildet sie Insulin (Zuckerstoffwechsel).
2.3.1. Akute Entzündung: Zu 40% durch Alkoholabusus verursacht. Die
Erkrankung beginnt plötzlich mit heftigen Bauchschmerzen, die sich
manchmal gürtelförmig ausbreiten. Übelkeit, Erbrechen und Fieber sowie
andere Symptome können hinzukommen. Bei schwerem Verlauf kommt es zum
Kreislaufschock und zum Nierenversagen. Eine schwere Entzündung kann
also tödlich sein. Daher ist die sofortige Krankenhausbehandlung
notwendig.
2.3.2. Chronische Entzündung: Zu 80% durch Alkoholabusus verursacht.
Häufig nur geringe Beschwerden. Schmerzen in der Tiefe des Oberbauches,
Ausstrahlung in den Rücken, Spätschmerz nach dem Essen, Stunden bis
Tage dauernd. Fettunverträglichkeit mit Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen
und Schmerzen.
Komplizierend kann eine Verdauungsstörung hinzutreten, manchmal eine Zuckerkrankheit (Diabetes). Akute Schübe können wie die akute Entzündung verlaufen und müssen entsprechend behandelt werden.
Die Therapie besteht in einer Diät aus häufigen, evtl. fettarmen, kleinen Mahlzeiten, bei Verdauungsstörungen und Unterfunktion werden Fermente gegeben.
2.4. Leberschäden
2.4.1. Fettleber ohne entzündliche Reaktion
2.4.2. Fettleberhepatitis mit Entzündung
2.4.3. Leberzirrhose
Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, in dem Nahrungsstoffe
umgebaut
und gespeichert werden, Giftstoffe abgebaut.
Sowohl der Alkohol als auch seine Abbauprodukte wirken als Gift auf die
Leber. Bei chronischem Alkoholkonsum kommt es zum Leberzellschaden.
Trinkmengen zwischen 40-80 g/Tag beim Mann und 20 g/Tag bei der Frau
für die Dauer von mehr als 10 Jahren können zur Leberzirrhose führen.
(60g Alkohol = 1,5 l Bier oder 0,75 l Wein oder 0,2 l Whisky )
Die Fettleber macht meist keine Beschwerden. Die Fettleberhepatitis kann zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust, Schmerzen im rechten Oberbauch, zu Gelbsucht und Fieber führen. Sie bildet sich unter Alkoholverzicht vollständig zurück.
Die Leberzirrhose führt zur Leberunterfunktion bis zum Leberversagen
und zum Pfortaderhochdruck mit den Folgen der Speiseröhrenkrampfadern,
der Milzschwellung und der Wasseransammlung in der Bauchhöhle.
Die Allgemeinsymptome gleichen denen der Leberentzündung.
Leistungsminderung und Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Depressionen
können hinzutreten.
An der Haut treten sog. Leberhautzeichen auf, Gefäßspinnen, Rötung der Handflächen, Weißnägel. Eventuell kommt es zur Gelbsucht mit Juckreiz.
Hormonelle Störungen führen beim Mann zum Verlust der Sekundärbehaarung („Bauchglatze“), Potenzstörungen, Hodenatrophie, bei der Frau zu Menstruationsstörungen.
Hepatische Enzephalopathie und Leberausfallkoma
Durch mangelnden Abbau von für das Gehirn giftigen Substanzen, z. B.
von Ammoniak, einem Abbauprodukt von Eiweiß, kommt es zu
Bewusstseinsstörungen. Dabei kann es zu Verrwirtheit,
Konzentrationsstörungen, Verlangsamung, Stimmungsschwankungen,
Sprachstörungen kommen, aber auch zu einem tiefen Koma und zum Tod.
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