Essstörungen: Anorexie und Bulimie
1. Anorexie (Magersucht)
Was ist eine Anorexie?
Was sind die Symptome der Anorexie?
Wie häufig ist die Erkrankung?
Was sind die Ursachen der Anorexie?
Wie ist der Verlauf der Erkrankung?
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wo finden Betroffene und Angehörige Hilfe?
Die Anorexie ist eine Esstörung, die durch Gewichtsverlust oder bei Kindern fehlende Gewichtszunahme gekennzeichnet ist. Das Körpergewicht liegt dabei mindestens bei 15% unter dem normalen oder nach Alter und Körpergröße zu erwartenden Gewicht.
Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von "fettmachenden" Speisen.
Körperliche Symptome werden durch hormonelle Störungen aufgrund des Untergewichtes verursacht. Bei Frauen bleibt die Menstruation aus, Bei Männern kommt es zum Interesseverlust an Sexualität und zum Verlust der Potenz. Anorektische Frauen, die die "Pille" einnehmen haben jedoch weiterhin Monatsblutungen. Falls die Störung vor der Pubertät beginnt, wird die Entwicklung verzögert oder gehemmt (Wachstumsstopp).
Kälteempfindlichkeit, Verstopfung, Kreislaufbeschwerden bei niedrigem Blutdruck und Puls, Haarausfall, trockene Haut sind mögliche weitere Symptome.
Die Betroffenen unterziehen sich strengen Diäten, sie fasten oder nehmen nur noch bestimmte, kalorienarme Speisen zu sich, z.B. nur noch Salat. Sie unternehmen übertriebene körperliche Aktivitäten, treiben exzessiv Sport. Viele Patientinnen sind sehr ehrgeizig und leistungsbezogen.
Weitere Zeichen der Erkrankung sind selbst verursachtes Erbrechen und Abführen einher gehend mit der, oft heimlichen, Einnahme von Appetitzüglern, Abführmitteln, Schilddrüsenpräparaten und Diuretika ("Wassertabletten").
Begleitend leiden viele Betroffene an depressiven Episoden. Stimmungslabilität, selbstverletzendes Verhalten, Zwänge und weitere Verhaltensauffälligkeiten können zusätzlich vorhanden sein.
Die Ablösung aus der Elternbindung und das Eingehen neuer Beziehungen, die unbewusste Ablehnung der sexuellen Reifung, mütterliche Dominanz und Überfürsorglichkeit der Eltern werden aus psychologischer Sicht als zur Entstehung der Erkrankung beitragende Faktoren angesehen. Das in Mode und Werbung propagierte Schlankheitsideal und die damit einher gehende intensive Beschäftigung mit Körperform und Aussehen als kultureller Einfluß sind nicht zu unterschätzen. Ein geringes Selbstwertgefühl, familiäre und Partnerschaftsprobleme, Leistungsdruck und andere Stressfaktoren können die Störung mitverursachen und aufrechterhalten.
Sexueller Mißbrauch: Ein Zusammenhang zwischen sexuellem Mißbrauch und Essstörungen wurde zuerst von amerikanischen Autorinnen vermutet. Bis zu 69 Prozent Missbrauchsopfer hatten sie unter essgestörten Patientinnen gefunden. In deutschen Studien bestätigte sich dieser hohe Anteil jedoch nicht. Nach neueren Untersuchungen erhöht das Erleben sexueller Gewalt die Anfälligkeit für psychische Störungen im allgemeinen, aber nicht speziell für die Anorexie oder Bulimie.
Fasten und starke Gewichtsabnahme wirken euphorisierend und spannungsreduzierend. Die hierbei vorhandenen biologischen Mechanismen ähneln denen von Suchterkrankungen. Unter Bezug auf die geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Häufigkeiten der Erkrankungen wird der Essstörung der Frauen gelegentlich der Alkoholismus der Männer gegenübergestellt.
Verwandte ersten Grades leiden zu 5% ebenfalls an Magersucht, eineiige Zwillinge erkranken häufiger als zweieiige. Diese Befunde sprechen für eine gewisse erbliche Veranlagung. Es handelt sich jedoch nicht um eine Erbkrankheit.
Psychotherapeutisch werden sowohl tiefenpsychologische als auch verhaltenstherapeutische Verfahren angewendet. Familientherapie, Entspannungstechniken, Übungen zur Körperwahrnehmung und andere Psychotherapieverfahren gehören ebenfalls zu den Möglichkeiten nichtmedikamentöser Behandlung. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe beeinflußt ebenfalls den Krankheitsverlauf positiv.
Medikamentengabe ist im allgemeinen nicht erforderlich. Wegen des Osteoporoserisikos ("Knochengewebsschwund") bei Frauen müssen aber Östrogene und Kalziumfluorid ersetzt werden. Andere Medikamente werden je nach den medizinischen Folgekomplikationen eingesetzt. Bei gleichzeitiger Depression können antidepressiv wirkende Medikamente gegeben werden.
und auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
http://www.bzga-essstoerungen.de