Was ist Psychotherapie?
Wie wirkt Psychotherapie?
Was ist Verhaltenstherapie?
Was ist psychoanalytische Psychotherapie?
Was ist katathym-imaginative Psychotherapie?
Was ist Gesprächspsychotherapie nach Rogers?
Was sind Körpertherapien?
Was ist Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson?
Was ist Hypnose?
Was ist Autogenes Training?
Was ist Gruppentherapie?
Was ist Paar- und Familientherapie?
Was ist Systemische Therapie?

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie wörtlich übersetzt bedeutet Seelenbehandlung. Allgemein ausgedrückt handelt es sich um die Behandlung von (seelisch bedingten) Leiden, Beschwerden oder Verhaltensstörungen mit psychologischen Mitteln, d.h. durch Kommunikation, meist durch Sprache (verbal), aber auch durch nicht sprachliche Techniken (averbal).

Die beiden bedeutsamsten Verfahren sind erstens die auf Sigmund Freuds Theorien beruhenden psychoanalytischen oder tiefenpsychologischen sowie zweitens die aus der Verhaltenspsychologie abgeleiteten lerntheoretischen bzw. verhaltenstherapeutischen Verfahren.

Wie wirkt Psychotherapie?

Die Erforschung von Wirksamkeit und Wirkfaktoren der Psychotherapie ist Gegenstand der Psychotherapieforschung. Die Beurteilung der Erfolge der verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren ist aus methodischen Gründen (z.B. im Vergleich zur Erforschung der Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten) sehr schwierig. Zahlreiche Studien mit verschiedenen Forschungsstrategien haben aber zu der Erkenntnis geführt, daß Psychotherapie unabhängig von der verwendeten Methode effektiv ist und die Schwere sowie den Verlauf von zahlreichen seelischen Erkrankungen günstig beeinflußt.

Was ist Verhaltenstherapie?

Verhaltenstherapeutische Therapien wurden in den fünfziger Jahren in England, den USA und Südafrika begründet und seither ständig weiterentwickelt. Die Methode beruht auf der Lerntheorie der Psychologie. Erlernte Fehlverhaltensweisen sollen durch neue, therapeutisch gesteuerte Lernerfahrungen korrigiert werden können. Für zahlreiche Krankheitsbilder wurden spezifische Therapieprogramme entwickelt.

Behandelt werden in erster Linie die beobachtbaren Symptome des an einer seelischen Störung leidenden Kranken Die Verhaltenstherapie setzt also am gegenwärtigen Problem an und sucht im Gegensatz zur psychoanalytischen Therapie nicht nach tiefer liegenden Ursachen, z.B. nach aus Kindheitserfahrungen resultierenden Konflikten.

Nach einer individuellen Problem- und Verhaltensanalyse wird das Behandlungsziel festgelegt. Zum Beispiel wird bei einer Katzenphobie die Überwindung der Angst vor Katzen das Ziel der Verhaltenstherapie sein. Die anschließende Therapie verlangt eine aktive Mitarbeit des Betroffenen. Diesem wird zunächst ein Erklärungsmodell für seine Störung vermittelt. Die einzelnen Behandlungsschritte werden erläutert. Danach folgen auf das jeweilige Krankheitsbild zugeschnittene Maßnahmen. Neu erworbene Verhaltensstrategien müssen im Alltag erprobt werden. Oft müssen die Patienten Protokolle schreiben, darin ihre Beschwerden im Wochenverlauf dokumentieren.

Reizkonfrontationsverfahren wie die systematische Desensibilisierung und die Konfrontation oder Exposition sind typische verhaltenstherapeutische Techniken. Der Patient wird mit angstauslösenden Reizen konfrontiert und macht die Erfahrung, dass er sich diesen ohne die befürchteten katastrophale Folgen aussetzen kann.

In fünf bis zwanzig Therapiestunden oder auch in intensiven Therapien von zwei Wochen Dauer werden die Patienten nach einer Vorbereitungsphase dem angstauslösenden Reiz ausgesetzt, entweder schrittweise mit einem schwachen Reiz beginnend (systematische Desensibilisierung) oder sofort mit dem stärksten Reiz beginnend (Konfrontation oder Exposition). So würde bei einer Spinnenphobie entweder eine hierarchische Aufstellung angstauslösender Situationen gemacht werden, anschließend mit den weniger ängstigenden Situationen begonnen werden (z.B. Bild einer Spinne), bis schließlich zuletzt eine Spinne auf die Hand des Patienten gesetzt wird. Oder der Patient würde sofort mit dem größten angstauslösenden Reiz, der lebenden Spinne auf der Hand, konfrontiert.

Was ist psychoanalytische Psychotherapie?

Die klassische Psychoanalyse geht auf den Wiener Arzt Sigmund Freud (1856-1939) zurück. In der Folge entwickelten sich zahlreiche psychoanalytische Schulen und es entstanden weitere sogenannte tiefenpsychologische Therapieverfahren.

Ursprung dieser Therapieverfahren ist die Psychoanalyse, bei der der Patient auf einer Couch liegt und der Therapeut am Kopfende auf einem Sessel sitzt, so dass er vom Patienten nicht gesehen werden kann. Im Gespräch soll die unbewusste Bedeutung seelischer Vorgänge entschlüsselt werden. Dabei soll der Patient Gedanken und Empfindungen spontan mitteilen (Methode der freien Assoziation). Der Therapeut gibt keine Ratschläge, sondern er interpretiert die Inhalte (Deutung), wobei er auch lebensgeschichtliche und aktuelle Konflikte sowie während der Therapie gegenüber dem Therapeuten entstehende Gefühle sowie seine eigenen Empfindungen gegenüber dem Patienten berücksichtigt (Übertragung und Gegenübertragung).

Grundlage dieser Technik ist die Vorstellung, dass der Patient seine Beziehungsmuster auf den Therapeuten "überträgt" und im Therapeuten die entsprechenden Gefühle erzeugt. Das Beachten dieser "Übertragung" und "Gegenübertragung" kann dem Therapeuten ermöglichen, dem Patienten unbewusste Konflikte bewusst zu machen, die dann bearbeitet und gelöst werden können.

Die Leidenszustände werden also als Ergebnis unbewusster Konflikte und der Folgen schädigender und nicht bewältigter Kindheitserfahrungen angesehen.

Die klassische Psychoanalyse hat eine Dauer von zwei bis über fünf Jahren mit oft zwei bis vier Sitzungen pro Woche. Daraus wird ersichtlich, dass nur wenige Patienten, die einer Psychotherapie bedürfen, für eine klassische Psychoanalyse in Frage kommen. Außerdem gibt es keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis. Daher ist ihre praktische Bedeutung gering.

Statt dessen wurden psychoanalytisch orientierte (tiefenpsychologische) Psychotherapien entwickelt. Diese dauern in der Regel nicht länger als ein Jahr mit insgesamt 20 bis 80 Sitzungen oder werden als Kurztherapien mit bis zu maximal 25 Sitzungen von je einer Stunde Dauer durchgeführt. Der Patient sitzt dem Arzt gegenüber. Abgrenzbare und aktuelle Konflikte sollen identifiziert und bearbeitet werden.

Tiefenpsychologische Psychotherapien werden bei vielen seelischen Störungen angewendet, am besten scheinen Menschen mit persönlichkeitsbedingten Leiden oder umschriebenen Konflikten in akuten Lebenskrisen zu profitieren. Ziel der Behandlung ist es, eine reifere Verarbeitung und einen besseren Umgang mit unbewussten Konflikten in aktuellen Lebensumständen, insbesondere in den Beziehungen zu den Mitmenschen, zu erreichen.

Was ist katathym-imaginative Psychotherapie?

Die Therapie beginnt mit einer Entspannungsübung. In tiefer Entspannung an der Schwelle zum Einschlafen wird der Patient dann aufgefordert, sich bestimmte Orte, Gegenstände oder Situationen mit einem bestimmten Symbolgehalt vorzustellen, z.B. eine Wiese, einen Bach, ein Haus etc. Die einem Tagtraum ähnlichen Erlebnisse werden anschließend gedeutet.

Das katathyme Bilderleben wird den tiefenpsychologischen Verfahren zugerechnet. In der Regel werden Kurzzeittherapien von maximal fünfzig Sitzungen durchgeführt.

Was ist Gesprächspsychotherapie nach Rogers?

In der Gesprächstherapie nach Rogers wird der Patient in vier bis zwanzig Gesprächen von fünfundvierzig Minuten Dauer angeregt, seine Probleme zu schildern und sich selbst und seine Gefühle kennenzulernen. Der Therapeut soll sich dem Patienten wertschätzend und einfühlend zuwenden und dessen begleitende Gefühle verdeutlichen und in Worte fassen sowie Widersprüche aufdecken. Ziel der Behandlung ist es, die jedem Menschen innewohnende Tendenz zur Selbstgestaltung zu unterstützen und die Selbstakzeptanz zu verbessern.

Was sind Körpertherapien?

Die Bezeichnung Körpertherapie wird für eine ganze Reihe unterschiedlicher Therapien verwendet. Atemgymnastik, konzentrative Bewegungsmethode, Feldenkrais, Eutonie und funktionelle Entspannung.

Im Internet:

Konzentrative Bewegungstherapie: http://www.dakbt.de

Feldenkrais: http://www.feldenkrais.de

Eutonie: http://www.eutonie.de

Was ist Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson?

Die progressive Muskelentspannung wurde von dem amerikanischen Physiologen Jacobson in den dreißiger Jahren begründet. Durch willkürliche Anspannung und Entspannung von Muskeln soll eine verbesserte Körperwahrnehmung erreicht werden, Verspannungen sollen gelöst werden. Eine gute Muskelentspannung führt als positiver Begleiteffekt zu einer nervlichen Entspannung. Die progressive Muskelrelaxation kann so die allgemeine Befindlichkeit verbessern, zu größerer innerer Ruhe und Gelassenheit führen. Sie wird zur unterstützenden Behandlung bei Angst- und Spannungszuständen, Schlafstörungen, Spannungskopfschmerz und verschiedenen seelischen und körperlichen Leiden, die mit Anspannung und Schmerzen einhergehen, eingesetzt. Ihre Wirksamkeit ist in wissenschaftlichen Studien belegt worden.

Was ist Hypnose?

Hypnose ist ein suggestives Verfahren, in dem ein schlafähnlicher Zustand erreicht wird. Das Bewußtsein ist dabei eingeengt, die Willensbildung ist herabgesetzt. In der Hypnotherapie können kurze, positiv formulierte Formeln bestimmte Beschwerden lindern oder Verhaltensänderungen bewirken. Zum Beispiel können Kopfschmerzen mit Formeln wie "mein Kopf ist ganz frei" behandelt werden. Hypnose zur Schmerztherapie ist gut wirksam und wird übrigens zunehmend auch von Zahnärzten anstatt einer Betäubungsspritze eingesetzt. Hypnose kann auch bei Schlafstörungen, Angststörungen, Suchtkrankheiten, seelisch bedingten Körperstörungen und anderen seelischen Störungen therapeutisch genutzt werden.

Was ist Autogenes Training?

Aus der Hypnose wurde das Autogene Training entwickelt, um dem Patienten eine größere Unabhängigkeit vom Therapeuten zu ermöglichen. Autogen übersetzt bedeutet "von selbst entstehend". Es handelt sich um ein Verfahren, das vom Patienten nach vorheriger Anleitung schließlich unabhängig von einem Therapeuten benutzt werden kann. Dabei wird durch Konzentrationsübungen eine Entspannung in einem hypnoseähnlichen Zustand erreicht.

Chronische Schmerzen, muskuläre Verspannungen, Erschöpfung und andere Leiden, wie leichte Angststörungen, Schlafstörungen, Suchtkrankheiten, seelisch bedingte Körperstörungen, werden durch Autogenes Training günstig beeinflußt.

Was ist Gruppentherapie?

Die meisten psychotherapeutischen Verfahren können auch in Gruppen durchgeführt werden. Im Vergleich zur Einzeltherapie werden sogenannte gruppendynamische Prozesse deutlicher. Dabei werden typische Beziehungsstrukturen sichtbar und für die Realitätsüberprüfung und Selbsterfahrung des Einzelnen genutzt. Aus dem Gruppenprozeß kann also der Einzelne Rückschlüsse für die Bewältigung der eigenen Problematik ziehen. Von Bedeutung ist außerdem das Erlebnis der Verständigung und Respektierung des anderen Menschen. An einer psychotherapeutischen Gruppe nehmen durchschnittlich sechs bis zehn Personen teil.

Was ist Paar- und Familientherapie?

In der Paartherapie werden in Gemeinschaft lebende Partner behandelt, wenn seelische Leiden durch eine Partnerschaftsproblematik verursacht oder verschlimmert werden oder seelische Störungen die Partnerschaft belasten. Entsprechendes gilt für die familiären Beziehungen.

Ziel der Familientherapie ist es, problematische Verhaltensweisen und Erlebnisse im Zusammenhang mit den sozialen, familiären Beziehungen zu verstehen und zu verändern. Neben analytischen und lernorientierten, verhaltenstherapeutischen Verfahren hat sich die sogenannte systemische Therapie etabliert.

Was ist Systemische Therapie?

In der Systemischen Therapie werden familiäre Beziehungen im Sinne von Regelkreisen oder eines Netzwerkes verstanden. Zwischenmenschliche, innerfamiliäre Konflikte werden auf der Basis systemtheoretischer Modelle analysiert und behandelt. Das gemeinsame Gespräch mit Familienangehörigen mindestens zweier Generationen bildet dabei die Grundlage. Die Beziehungen untereinander werden als ebenso wichtig wie die seelischen Voraussetzungen des Einzelnen angesehen. Nach systemischem Verständnis sind seelische Erkrankungen Ausdruck von Störungen des sozialen (und auch biologischen) Systems, in welchem sie stattfinden.

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