Impulskontrollstörungen: Pathologisches Spielen, Glücksspielsucht

Was sind Impulskontrollstörungen?
Was ist pathologisches Glücksspiel?
Wie häufig ist pathologisches Glücksspiel?
Wie verläuft die Erkrankung?
Welche Ursachen hat pathologisches Glücksspiel?
Welche körperlichen Begleiterkrankungen gibt es?
Welche seelischen Begleiterkrankungen gibt es?
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Wo finden Betroffene Hilfe?

Was sind Impulskontrollstörungen?

Impulskontrollstörungen sind Verhaltensstörungen, denen das wiederholte Auftreten von Handlungen ohne vernünftige Motivation, die die Interessen der betroffenen Person oder anderer Menschen schädigen, gemeinsam ist.

Zu den Impulskontrollstörungen zählen außer dem krankhaften Glücksspiel die krankhafte Brandstiftung (Pyromanie) und das krankhafte Stehlen (Kleptomanie).

Was ist pathologisches Glücksspiel?

Hauptmerkmal ist beharrliches, wiederholtes Glücksspiel, das sich oft noch trotz negativer sozialer Konsequenzen, wie Verarmung, gestörte Familienbeziehungen und Zerrüttung der persönlichen Verhältnisse, steigert. Die Lebensführung wird von dem krankhaften Spielen beherrscht, soziale, berufliche, materielle und familiäre Werte und Verpflichtungen verfallen.

Die Betroffenen beschreiben einen unwiderstehlichen Drang zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Durch Willensanstrengung sind sie nicht in der Lage, das Glücksspiel zu unterbrechen. Ständig sind sie gedanklich mit dem Spiel und dem Umfeld beschäftigt.

Wie häufig ist pathologisches Glücksspiel?

In verschiedenen Studien in Spanien, Australien und Amerika wurde eine stark schwankende Häufigkeit mit einem Anteil zwischen 0,1% und 3,4% der Gesamtbevölkerung gefunden. Für Deutschland liegen nur Schätzwerte vor, die sich in diesem Bereich bewegen.

Wie verläuft die Erkrankung?

Ähnlich wie die Alkoholabhängigkeit verläuft pathologisches Glücksspiel in Phasen. Ein positives Anfangsstadium (Gewinnphase) wird von einem kritischen Gewöhnungsstadium (Verlustphase) abgelöst, welches schließlich in ein Suchtstadium (Verzweiflungsphase) übergeht.

Welche Ursachen hat pathologisches Glücksspiel?

Eine genaue Ursache ist nicht bekannt. Es gibt verschiedene biologische und psychologische Modellvorstellungen. Pathologisches Glücksspiel wird auch als Spielsucht bezeichnet, weil es Ähnlichkeiten mit Suchterkrankungen gibt. In der Verwandtschaft von krankhaften Spielern finden sich tatsächlich gehäuft Suchtkranke sowie Menschen mit affektiven Störungen wie Depressionen. Dies deutet auf eine erbliche Komponente hin.

Gemäß ihrer biologischen Grundvoraussetzungen reagieren Menschen unterschiedlich auf suchterzeugende Stoffe oder Verhaltensweisen. Dabei spielen bestimmte Funktionsstörungen des Hirnstoffwechsels eine Rolle.
Psychologische verhaltenstherapeutische Modelle verstehen Impulskontrollstörungen als erlerntes Verhalten. Von den mit der Impulshandlung verbundenen positiven Gefühlen und Wirkungen, wie Aufbau oder Abbau von Spannungen, Reiz des Risikos und Selbstbestätigung, geht eine sogenannte positive Verstärkerwirkung aus. In der Folge werden diese Verhaltensweisen zunehmend genutzt, besonders wenn andere Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen. Die Realität wird dabei verzerrt wahrgenomen. Der Betroffene hat die Illusion, die Kontrolle über seine Handlungen zu haben. Die tatsächlichen Risiken werden nicht richtig eingeschätzt. Deshalb wird das fehlerhafte Verhalten trotz der negativen Folgen beibehalten.

Tiefenpsychologisch orientierte Modelle vermuten die Ursache der Entwicklung einer Impulskontrollstörung in frühkindlichen Störungen der Objektbeziehungen und der Libidoentwicklung. Im Erwachsenenalter resultieren narzisstische Wut, Allmachtsphantasien und das symbolische Ausagieren sexueller Perversionen.

Welche körperlichen Begleiterkrankungen gibt es?

Körperliche Komplikationen sind selten. Es können jedoch Krankheiten wie Bluthochdruck, Migräne und Magen-Darm-Geschwüre durch den entstehenden Streß verschlimmert werden.

Welche seelischen Begleiterkrankungen gibt es?

Häufige psychische Beschwerden sind u.a. Nervosität, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Schuldgefühle, depressive Verstimmungen. Depressive Episoden sind häufig am Anfang einer krankhaften Spielsucht zu finden.

Das Risiko für einen Selbsttötungsversuch ist deutlich erhöht.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Ähnlich wie bei Alkoholabhängigkeit finden Betroffenen bei Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen Unterstützung. Die Therapie verläuft dann meist in drei Phasen. Auf die Kontakt- und Motivationsphase folgt die Entwöhnungsphase, anschließend die Naschsorgephase.

In vielfältigen Behandlungskonzepten werden psychotherapeutische Methoden in Einzel- und Gruppentherapien angewendet. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist ebenfalls Bestandteil eines solchen Konzeptes.

Wo finden Betroffene Hilfe?

Selbsthilfegruppen: Anonyme Spieler
Kontaktstelle Deutschland ANONYME SPIELER (GA)
Eilbeker Weg 20
D -22089 HAMBURG
Tel.: (040) 209 90 09 / 209 90 19

Im Internet: http://www.gluecksspielsucht.de
Eine sehr informative Site des Fachverbandes Glücksspielsucht.

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