Selbsttötung und Suizidalität
Was bedeutet Suizidalität?
Wie häufig sind Selbsttötungen?
Wie häuig sind Suizidversuche?
Was sind Risikofaktoren?
Welche Rolle spielt der Alkohol?
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?
Was spricht für ein erhöhtes Suizidrisiko?
Was sind Anzeichen für einen geplanten Suizid?
Wie sollte man suizidgefährdeten Menschen
begegnen?
Was kann man im Notfall tun?
Suizidalität kann als Ausdruck der Zuspitzung einer seelischen Entwicklung verstanden werden, in der die Menschen hoffnungslos und verzweifelt sind und ihre Situation als ausweglos erleben. Sie fühlen sich oft innerlich zerrissen, überschwemmt von Gefühlen und schwer zu kontrollierenden Gedanken oder Impulsen. Das suizidale Erleben und der Drang, Suizidgedanken in die Tat umzusetzen, kann je nach Persönlichkeit und Problematik des einzelnen Menschen sehr unterschiedlich sein.
Deutschland 2007:
7009 Männer, 2393 Frauen
Gesamt: 9402
Es existieren in Deutschland deutliche regionale Unterschiede mit höheren Raten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und niedrigeren in Nordrhein-Westfalen und im Saarland. Diese Unterschiede sind nicht auf unterschiedliche Altersstrukturen in den Ländern zurückzuführen und ließen sich schon in statistischen Erhebungen des 19. Jahrhunderts beobachten.
Selbsttötungen im Alter sind wesentlich häufiger als in den jungen
Altersgruppen.
Fast jeder zweite Suizid einer Frau ist mittlerweile der einer Frau
über 60 Jahre. Es wird vermutet, dass gerade Suizide alter Menschen
aufgrund der häufigen Verwendung eher "weicher" Methoden (z. B. Über-
oder Unterdosierungen von verschriebenen Medikamenten) nicht als solche
erkannt werden und statt dessen eher der Kategorie der unklaren
Todesursachen zugeordnet werden. Auch die Rate von Suizidversuchen im
Alter steigt an.
Personen, die einen Suizidversuch unternommen haben, leben im
Vergleich
zur Allgemeinbevölkerung häufiger in der Stadt als auf dem Land. Die
Suizidversuchsraten von geschiedenen und ledigen Personen sind deutlich
höher als die von verheirateten, gefährdet sind eher Personen mit
niedriger Schul- und Berufsausbildung sowie Arbeitslose.
Ein weiterer bedeutender Risikofaktor ist eine psychische Erkrankung.
Bei Depressionen und schizophrenen Psychosen sowie bei chronischem
Alkoholismus findet sich ein hohes Suizidrisiko. Frühere
Selbstmordversuche sind auch ein wesentlicher Risikofaktor für weitere
Suizidversuche und Suizid.
Suizidversuche w : m = 3 : 1
Suizide
w : m = 1 : 3
Ein Erklärungsversuch ist, dass bei Männern die Stressbewältigung im Rahmen sozialer männlicher Normen nicht funktioniert. Sozial erwünscht sind bei Männern demnach Eigenschaften wie Mut, Erfolg, Ehrgeiz usw. Noch akzeptiert werden Aggressivität, Ärger, Feindseligkeit, Risikoverhalten. Für Männer verboten sind Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Traurigkeit. Hilfeersuchen bedeutet also einen Verlust von Männlichkeit.
class="roteschrift">Wie sollte man suizidgefährdeten Menschen begegnen?
11 wichtige Hinweise
1. Den eigenen Gefühlen trauen
Vertrauen Sie Ihren eigenen Gefühlen, wenn Sie mit einem Menschen in
Kontakt sind, der suizidgefährdet ist. Nehmen Sie Ihre eigenen Gefühle
ernst, denn Sie können Ihnen ein guter Ratgeber sein.
2. Nach Suizidgedanken fragen
Trauen Sie sich! Fragen Sie nach, ob der betroffene Mensch Gedanken
hat, seinem Leben ein Ende zu setzen. Es stimmt nicht, dass Menschen
durch diese Frage erst recht gefährdet sind. Das Ansprechen von
Suizidgedanken hilft dem betroffenen Menschen, sich aussprechen zu
können.
3. Aussagen ernst nehmen
Nehmen Sie suizidale Aussagen ernst! Es stimmt nicht, dass Menschen,
die mehrmals von Suizid sprechen, sich nichts antun.
4. Zuhören als wichtigste Hilfe
Erwarten Sie von sich selber keine Wunder! Interessiertes zuhören ist
fast immer die erste und wichtigste Hilfe. Sie ermöglichen so, dass der
betroffene Mensch erste Entlastung findet.
5. Entlasten - nicht Probleme lösen
Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, die Probleme des
suizidgefährdeten Menschen lösen zu wollen! Sich aussprechen bringt den
Betroffenen Entlastung.
6. Verantwortung teilen
Bürden Sie sich selber nicht zu viel Verantwortung auf! Teilen Sie die
Verantwortung mit anderen Personen. Holen Sie sich Unterstützung bei
Verwandten, Freunden oder professionellen Helfern des suizidgefährdeten
Menschen.
7. Grundhaltung: engagierte Gelassenheit
Erlauben Sie sich nebst dem Engagement und der verständlichen Besorgnis
auch Gelassenheit und Zeit. Drängen Sie sich nicht selber dazu, schnell
reagieren zu müssen.
8. Stellung beziehen ohne zu (ent-)werten
Beziehen Sie Stellung! Verurteilen und bewerten Sie die Suizidgedanken
oder Suizidabsichten nicht! Das könnte etwa so klingen: "Ich verstehe,
dass Du Dich verzweifelt und hoffnungslos fühlst in dieser Situation.
Ich sehe, was Dich belastet. Ich möchte Dir aber helfen, am Leben zu
bleiben, damit eine Veränderung überhaupt möglich ist."
9. Grenzen der eigenen Belastbarkeit
Achten Sie auf die Grenzen Ihrer Belastbarkeit! Kurzfristig ist ein
hohes Engagement oft sinnvoll, langfristig jedoch besteht die Gefahr
der Überforderung.
10. Grenzen der Machbarkeit
Letztendlich liegt es nicht in Ihrer Hand, den Suizid eines Menschen zu
verhindern.
11. Hilfe durch professionelle Helfer
Suizidalität hat viele Ursachen. Motivieren Sie die suizidgefährdete
Person, sich durch Fachleute helfen zu lassen. Nehmen Sie selber mit
Fachleuten Kontakt auf, wenn Sie Fragen haben, sich unsicher fühlen
oder wenn dringend Hilfe nötig ist.
Versuchen Sie weitere Personen einzubeziehen, die Sie jetzt gerade unterstützen könnten.
Ziehen Sie unbedingt Fachleute bzw. Fachinstitutionen oder den Hausarzt der betreffenden Person hinzu. Diese professionellen Personen können Ihnen bereits am Telefon Anweisungen im Umgang mit suizidgefährdeten Menschen geben und Sie auch über die nächsten Schritte informieren.
(Quelle: Forum für Suizidprävention und Suizidforschung Zürich)